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Denkmalgeschützte Siedlung Erbhof

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Erläuterungen

Die Siedlung Erbhof liegt nördlich der Bochumer Innenstadt in unmittelbarer Nähe zum Stadtpark. Sie besteht aus drei Baukomplexen, die um die Straßen Erbhof (früher Reichshof) gruppiert sind. Die Siedlung entstand in vier Bauabschnitten zwischen 1909 und 1921. Sowohl der historische Baumbestand als auch die charakteristischen Vorgärten prägen die schmalen Straßen der Siedlung. Im Inneren der Baublöcke befinden sich Rasenflächen mit vereinzelten Baumgruppen. Die Baukomplexe lösen sich teilweise bis zu Einzelgebäuden hin auf. Charakteristisch sind die sparsamen, glatt verputzten Fassaden mit kleinen Ornamenten und die abwechslungsreichen Formen wie Gauben, Erker oder Risalitbauten. Ein anschauliches Beispiel für diese ornamentalen Schmuckformen ist das oft über den Eingangstüren angebrachte Tympanon (griechisch: Giebelfeld), welcher auf zwei nicht bis auf den Boden durchgezogenen dorischen Säulen ruht. Diese Ornamente übernehmen eine rahmende Funktion und lenken den Blick des Betrachters auf die Eingangstür.

Die Großformen und die Gruppierung der Baukomplexe um den Erbhof herum machen die Siedlung zu einem unverwechselbaren Ensemble mit architektonisch bedeutsamer Außengestaltung. Somit steht die Siedlung gestalterisch in deutlichem Kontrast zum unmittelbar angrenzenden Villenviertel um den Bochumer Stadtpark.

Die Berliner Architekten Paul Mebes (1872-1938) und Paul Emmerich (1834-1917), Pioniere des Reformwohnungsbaus, entwarfen die Siedlung. Der Erbhof ist ihr erstes und qualitätsvollstes Bochumer Projekt, das zudem den besten Erhaltungszustand aufweist. Während bei dieser Siedlung noch ein reduzierter Neoklassizismus mit städtischen Haustypen vorherrscht, sind die späteren neun Bochumer Bauten der Architekten, die zwischen 1909 und 1930 errichtet wurden, stärker von der Bauweise der Gartenstadt geprägt. Paul Mebes kommentierte 1913 in der Bauwelt die Anlage wie folgt: „Nicht zuletzt wird durch die einheitliche Blockbebauung die ästhetische Lösung unserer Wohnstraßenbilder um einen bedeutenden Schritt vorwärts gebracht […]. Der kläglichen Fassadenspielerei der Jetztzeit wird so bald ein Ende bereitet sein“ [Novy; Mersmann; Hombach (Herausgeber) 1991: 274].

Die zehn Bochumer Projekte des Büros Mebes und Emmerich wurden mit einer Ausnahme als Wohnanlagen für den Beamtenwohnungsverein Bochum erbaut. Der genossenschaftliche Bauverein hatte sich zum Ziel gesetzt, preiswerten und statusgerechten Wohnraum für Beamte und Angestellte zu schaffen. Die 370 Wohnungen im Erbhof wurden von Eisenbahn-, Post- und anderen Staatsbediensteten, Lehrern, Knappschaftsbeamten und Privatangestellten bewohnt. Die großzügigen Wohnungen waren  mit Dienstbotenkammer, elektrischer Beleuchtung und elektrischen Türöffneranlagen ausgestattet. Ein gehobener Standard wurde zudem durch gestalterische Elemente wie Messingbeschläge an Innen- und Außentüren und ornamentierte Stuckdecken erreicht.

Durch die Siedlung Erbhof lässt sich belegen, dass Bochum zu den Städten gehört, in denen die frühere Wohnungsmisere für untere und mittlere Beamte sowie Angestellte wirkungsvoll bekämpft werden konnte. Die Stadt wurde somit nicht nur vom werksgebundenen Bauen für die Arbeiterschicht geprägt, sondern auch durch derartige großflächige Projekte für weitere Bevölkerungskreise.

Die 1995 unter Denkmalschutz gestellte Siedlung belegt, dass in der Stadt Bochum namhafte Architekten gewirkt haben. Jedoch lässt sich dies aufgrund von kriegsbedingter Vernichtungen sämtlicher Bauakten oft nur mühsam nachvollziehen. Durch die sorgfältig proportionierten und ausgestatteten Bauten wird ein nachhaltiger Eindruck vom Schaffen des wichtigen Architekten Paul Emmerich bewahrt, dessen Reformarchitektur für die Zeit zwischen 1910 und 1930 mitbestimmend war. Nicht unter Denkmalschutz gestellt sind die Garagen, die man nach 1922 errichten ließ.

Text:
Patrick Voss (2010): Historische Siedlungen in Bochum - Ein Querschnitt von 1868 bis 1918

Aufnahmen von Häusern der Siedlung Erbhof (Quelle: Stadt Bochum)

Projektleiterin
Amt für Stadtplanung und Wohnen

Frau Buresch

Telefonnummer
0234 910-2532
E-Mail Adresse
LBuresch@bochum.de