Das „Schaufenster Stadtgeschichte“ präsentiert einmal im Monat ein besonderes Dokument oder Objekt aus den Beständen des Stadtarchivs – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte. Auf diese Weise werden nicht nur historische Ereignisse oder Persönlichkeiten vorgestellt. Das „Schaufenster Stadtgeschichte“ gewährt auch einen Einblick in die bunte Vielfalt der historischen Zeugnisse, die zum kulturellen Erbe Bochums gehören und die im Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte verwahrt werden.
Im Mai geht es um die „Akte A G / 1365 mit dem Titel ‚Kriegsfolgenangelegenheiten‘“. Interessierte können die Exponate im Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte, Wittener Straße 47, besichtigen. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.bochum.de/stadtarchiv.
Mitte April 1945 war der Zweite Weltkrieg in Bochum beendet. Die britische Besatzungsmacht hatte die Kontrolle übernommen und war bemüht, die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten. Die deutschen Verwaltungsbehörden hatten alle Hände voll zu tun, die Bevölkerung in der in weiten Teilen zerstörten Stadt mit dem Notwendigsten zu versorgen. Krankheiten und Hunger grassierten, Wohnraum war zerstört, entwurzelte „Displaced Persons“ mussten ebenso untergebracht und versorgt werden wie zurückkehrende Wehrmachtssoldaten, die ihre Häuser und Wohnungen verloren hatten. Hinzu kamen Tausende Ostvertriebene und Flüchtlinge, die zusätzlich untergebracht und versorgt werden mussten.
Die generelle Versorgungssituation mit den lebensnotwendigen Gütern des täglichen Bedarfs war katastrophal. Ein Beispiel für die Situation dieser Tage wird aus einem Schreiben des Oberbürgermeisters vom 30. Mai 1945 an die britische Militärregierung deutlich, in dem es heißt: „Der Stadtteil Gerthe war längere Zeit ohne Brot, die Bewohner hungerten und der Typhus herrscht hier sehr stark. Endlich konnten wir in Hattingen Mehl bekommen, das aber sofort abgeholt werden musste, wenn es nicht wieder an andere Städte gehen sollte“. Das für die Fahrt notwendige Benzol musste aus Beständen der Zeche Lothringen besorgt werden, was eine nachträgliche Genehmigung der „Hohen Militärregierung“ erforderlich machte. Akte A G / 1365 mit dem Titel „Kriegsfolgenangelegenheiten“ enthält zahlreiche weitere Beispiele für die Bemühungen der Behörden und der Machthaber, die öffentliche Ordnung und die Versorgung der Bevölkerung aufrecht zu erhalten oder wiederherzustellen.
(2. Mai 2025)