Henriette Kortums Tochter, Henriette Döring, verehelichte Flügel, hatte
offensichtlich das Dichtertalent des Großvaters geerbt. Sie hatte noch
weniger Chancen als ihre Mutter. Bereits mit fünfzehn Jahren war sie 1811 mit
dem Bochumer Arzt Dr. Johann Conrad Flügel verheiratet worden. Sechzehn Kinder
stammten aus dieser Ehe, von denen neun früh starben. Erst nach dem Tod
ihres Mannes 1850 fand sie Muße, ihren dichterischen Neigungen nachzugeben.
Doch ohne ausreichende Bildung und Schulung musste ihre Dichtung Dilettantismus
im sentimentalen Stil der Zeit bleiben. Zwei ihrer Tagebücher mit Gedichten
sind erhalten. Es ist Gelegenheitsdichtung, inspiriert vom täglichen Geschehen.
Eine besondere Bedeutung hatte für sie der Tod der Tochter Hermine, die 1851 im
Alter von 16 Jahren an der Schwindsucht starb und deren Verlust sie immer wieder
beklagte. Der Name von Henriette Flügel, die 1877 bei ihrer jüngsten Tochter
in Essen starb, befindet sich auf dem Grabdenkmal über der Flügelschen
Familiengruft auf dem Alten Friedhof an der Wittener Straße, obwohl sie dort gar
nicht bestattet ist.