BOP Freizeit & Vereine Informationen Fabrik Pinnwand Ausweis Lesen Frauen und Beruf Frauen und Bildung Reisepass Medizin Helfen Haus Callcenter Familienzuhause Großvater Erziehung Familie mit Kind Verlobung Erde Tod Bau Zertifikat Katze Auto Datum und Uhrzeit Abmachung Wegweiser Vertrag Bus Nachwuchs Bürgerecho Facebook Twitter YouTube Instagram Flickr E-Mail nachladen nach unten Panorama Service Regeln Aktuelles Wissen Marktplatz Finanzen & Gebühren Umwelt & Klima Logout Vorreiterin Talentschmiede Wissenschaft Kultur Großstadt Kompetenzen Kompass Projekte Sportehrung: Abstimmung Sportehrung: Kriterien Sportehrung: Meldeformular Sportehrung: Rückblick Barrierefreiheit
Porträts bedeutender historischer Bochumer Frauen

Porträt von Mathilde Franziska Anneke

Porträts bedeutender historischer Bochumer Frauen

Mathilde Franziska Anneke (1817 bis 1884) wuchs im benachbarten Blankenstein und Hattingen auf. Ihr Geburtshaus in Levringhausen steht noch. Wie viele Frauen, kam sie durch persönliches Schicksal zur Kritik an der bestehenden Gesellschaft, und nicht zufällig heißt eines ihrer bekanntesten Werke, das sie 1847 veröffentlichte, "Das Weib im Conflict mit den sozialen Verhältnissen". Mathilde Franziska Giesler war die älteste Tochter eines Domänenrats, der zu jenen aufgeschlossenen Vätern gehörte, die ihren Töchtern eine gründlichere Bildung als üblich zuteil werden ließen. Als er sich jedoch verspektulierte, musste Mathilde, 19 Jahre alt, den reichen Mühlheimer Weinhändler Alfred von Tabouillot heiraten. Der Ehemann erwies sich als trunksüchtig, jähzornig und gewalttätig, und schon nach einem Jahr besaß sie den Mut, die Scheidung einzureichen. Der Scheidungsprozess dauerte sechs Jahre, schlug hohe Wellen, und sie war gesellschaftlich erledigt. Anders als Henriette Kortum erhielt sie keinerlei Unterstützung von ihrer Familie, und so musste sie für sich und ihre kleine Tochter selbst den Lebensunterhalt verdienen. Für eine bürgerliche Frau gab es damals außer dem Beruf der Erzieherin nur noch eine Möglichkeit: die Schriftstellerei. Mathilde Franziska geschiedene Tabouillot schriftstellerte also. In Münster lernte sie den gewesenen Offizier Fritz Anneke kennen, den sei 1847 heiratete. Auch ein Außenseiter. Er war aus Preußens glorreicher Armee hinausgeflogen, weil er sich öffentlich gegen den Duellzwang ausgesprochen hatte.

Sowohl in Münster als auch in Köln gehörte das Ehepaar Anneke zu jenen liberalen vormärzlichen Kreisen, in denen lebhaft über die Veränderung von Politik und Gesellschaft debattiert wurde. Es war also ganz klar, auf welcher Seite sie standen, als es 1848 zur Revolution kam. Fritz Anneke gab die "Neue Kölnische Zeitung" heraus, Mathilde die erste deutsche "Frauen-Zeitung". Beide wurden schnell verboten. Vor dem drohenden Gefängnis flüchteten sie zur badisch-pfälzischen Revolutionsarmee. Von Jugend auf sattelfest, stand sie ihrem Mann als Ordonnanz zur Seite, wie sie es 1853 in ihren "Memoiren einer Frau aus dem badisch-pfälzischen Feldzuge" beschrieb. Als die preußische Reaktion siegte, mussten die Annekes endgültig fliehen, zuerst über den Rhein nach Frankreich, dann in die Schweiz und von dort in die USA. In Milwaukee gründete Mathilde Franziska Anneke wieder eine Frauenzeitung, die erste in Amerika, eine höhere Töchterschule, ebenfalls eine amerikanische Premiere, engagierte sich für die Sklavenbefreiung und für die Rechte der Frauen.