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Porträts bedeutender historischer Bochumer Frauen

Porträt von Henriette von Noël

Porträts bedeutender historischer Bochumer Frauen

Einsatz für Mädchenbildung

Porträt von Henriette von Noel, schwarz-weiß Aufnahme

Henriette von Noël (1833 – 1903)

Als Frauenrechtlerin kann man sie wahrlich nicht bezeichnen – und dennoch gelang es Henriette von Noël, den Weg zur Gleichberechtigung in Sachen in Bildung zu bahnen.

Henriette von Noël: Geboren 1833 in Bochum, ihr Nachname sprach Bände. War ihr Vater doch ein bekannter Kreisgerichtsrat und ihre Mutter die Ururenkelin des Arztes, Dichters, Zeichners, Historikers und Forschers Carl Arnold Kortum.

Ihr späteres Interesse an Pädagogik wurde ihr in die Wiege gelegt: Unter den Verwandten arbeiteten etliche als Lehrerin oder Lehrer. So verwunderte es nicht, dass auch Henriette von Noël – ebenso wie drei ihrer sechs Schwestern – an verschiedenen privaten Töchterschulen in Köln unterrichtete. Im Herbst 1856 legte sie die Lehrerinnenprüfung ab, drei Jahre später ein Zusatzexamen für höhere Mädchenschulen.

1860 kehrte sie, die selber unter anderem im Ursulinen-Kloster in Dorsten zur Schule gegangen war, nach Bochum zurück – mit dem Ziel, dort selber eine Schule zu errichten. Sie plante, schulpflichtige Kinder katholischen und evangelischen Glaubens aufzunehmen. Das gefiel dem Pfarrer gar nicht, er legte ein Veto ein. Glücklicherweise war der Schulvorstand der katholischen Gemeinde, allen voran der damalige Bürgermeister Max Greve, aufgeschlossener. Obwohl der Geistliche versuchte, den fahrenden Zug aufzuhalten, konnte Henriette von Noël in der Bochumer Tageszeitung im März stolz verkünden, dass sie eine Schule eröffnet.

Im Mai 1860 startete die erst 27-Jährige  tatsächlich mit zwölf Schülerinnen in einem Zimmer in ihrem Elternhaus an der Wittener Straße. Zu der Zeit war Mädchenbildung noch Privatsache, der Staat fühlte sich nicht zuständig für den „häuslichen Bereich“, der den Mädchen zugewiesen wurde. Charakteristische weibliche Berufe aus der Zeit: Gouvernante oder Hausdame, Erzieherin oder – aus der Oberschicht – Lehrerin. Höhere Mädchenschulen in städtischer oder gar staatlicher Trägerschaft entstanden erst Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts.

Sollten Mädchen zunächst nur so weit gebildet werden, dass sie den Unterhaltungen ihrer Männer folgen konnten, entdeckte das Bürgertum in der Mädchenbildung mehr und mehr auch die Chance, sich von den „unteren Schichten“ abzugrenzen. Die Gründung höherer Mädchenschulen war also nicht nur eine Folge des Strukturwandels, sondern wurzelt gleichermaßen in einem elitären Denken des Bürgertums.

Auch die Schule von Henriette von Noël erfreute sich großer Beliebtheit: 1872 verzeichnete sie 81 Schülerinnen, darunter auch evangelische und jüdische. Es gab ein Schulhaus mit einer Dienstwohnung für die Gründerin samt Altersabsicherung und Gehalt. Da die Finanzen jedoch immer mehr zum Problem wurden, wurde ein „Verein für die höhere Töchterschule“ gegründet. Später sollte sie sogar noch mehr Geld bekommen, dafür jedoch weniger Einfluss haben.

Henriette von Noël war anerkannt als begabte Lehrerin. Ihr Ziel war die „wahrhaft weibliche Erziehung“, sprich die Vermittlung von Glauben und Tugenden wie Milde und Demut. Sie galt als kirchentreu und sittenstreng. Gleichzeitig wollte sie aber auch Wissen vermitteln: fremde Sprachen, deutsche und nicht-deutsche Geschichte, Naturwissenschaften, wobei sie Bildung immer noch im Kontext der „guten Haus- und Ehefrau und Mutter sah“.

Da sie jedoch trotz allem Wert auf solides (Fach-)Wissen legte, leistete sie unbeabsichtigt und vielleicht sogar ungewollt viel für die Bildung und somit auch Gleichstellung der Mädchen.

1884 erlitt sie, völlig erschöpft von der vielen Arbeit, einen Schlaganfall. Zwei Jahre später folgte ein zweiter, der ihre Versetzung in den Vorruhestand nach sich zog. Ihre Nachfolgerin und bisherige Stellvertreterin, Minna Pieper, bewarb sich ohne ihr Wissen direkt bei den Kuratoriumsmitgliedern, was Henriette von Noël sehr verletzte. Sie verließ Bochum und verbrachte ihre letzten Lebensjahre bei einer ihrer Schwestern.

1903 starb Henriette von Noël in Münster. In Bochum erinnert immer noch eine Art lebendiges Denkmal an sie: „ihre“ Schule, die heutige Hildegardisschule.

Andrea Behnke