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Porträts zeitgenössischer Bochumer Frauen

Ruth Fricke-Matzdorf

Porträts zeitgenössischer Bochumer Frauen

geboren am 10. Februar 1925
verstorben am 4. Februar 2009
Stadtbad-Initiative, Ehrenringträgerin 1999 

Porträt von Frau Ruth Fricke-Matzdorf, Mitbegründerin der Stadtbad-Initiative, schwarz-weiß Aufnahme
Porträt von Frau Ruth Fricke-Matzdorf, Mitbegründerin der Stadtbad-Initiative

Interviewtermin: 25. Januar 2005

"Der Wille muss da sein, dann kann man viel erreichen", sagt Ruth Fricke-Matzdorf.

Dass sie einen starken Willen haben kann und vor allem einen langen Atem, hat die attraktive ehemalige Schwimmerin bewiesen.

Mehr als zehn Jahre kämpfte sie für den Erhalt des Stadtbades in der Bochumer Innenstadt. Den Neubau in der Stadtbadgalerie mitten im Zentrum von Bochum eröffnete sie am 14. November 2002 mit einem Kopfsprung.

Das Stadtbad war ein Dauerbrenner, und der Name von Ruth Fricke-Matzdorf ist damit unweigerlich verbunden.

Für sie war das Bad eine Heimat. 1952 eingeweiht war es eines der modernsten in Europa: mit zwei Schwimmbecken, 25 Meter Bahnen, Zuschauertribüne, und - ganz im Stil der 50er Jahre - mit Neonröhren-Leuchtern und nummerierten Seifenschalen. Hier hat Ruth Fricke- Matzdorf ihre Tochter Heli auf die Erfolgsspur geschoben.

Als am 30. September 1988 die Schließung im Sportausschuss beschlossen wurde, erreichte diese Nachricht sie auf einer Geburtstagsfeier. Freunde riefen an und sagten: "Wir bleiben drin, wir legen uns hin und gehen nicht."

Ruth Fricke-Matzdorf riet, das anders zu machen. Und sie begann den langen Weg, von dem sie damals nicht wissen konnte, dass er so lang werden würde, und dass er der Stadt das erste Bürgerbegehren bescheren sollte. "Das war wie eine Achterbahn", sagt sie heute rückblickend. Drei dicke Bände dokumentieren das Auf und Ab, mehr als 1000 Zeitungsartikel hat Ehemann Bert sorgfältig archiviert. "Mein Mann war mein Manager", sagt die resolute Dame dankbar.

Temperamentvoll und energiegeladen hat sie sich der Sache angenommen, unzählige Briefe mit der Schreibmaschine geschrieben, Telefonate geführt, Menschen mobilisiert. Schließlich erreichte sie, dass das Bad unter Denkmalschutz gestellt wurde, dass der damalige Bauminister Christoph Zöpel 10 Millionen Mark für die Sanierung bereitstellte.
Das war 1991. Ein Architektenwettbewerb wurde für den Umbau ausgeschrieben. Fünf von 16 Entwürfen wurden prämiert, drei sogar angekauft, Investoren gesucht.

Als Ruth Fricke-Matzdorf einen präsentierte, schien das Stadtbad gerettet. Doch der war wohl nicht der richtige oder zu früh. Jedenfalls bekam er vom Stadtplanungsausschuss einen Korb.

Acht Jahre stand das Stadtbad leer, diente zwischenzeitlich, mehr schlecht als recht, Flüchtlingen und Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedlern als Notunterkunft.

Dann kam der Beschluss des Rates, das Bad abzureißen. Das setzte das erste Bürgerbegehren der Stadt Bochum in Gang. Ruth Fricke-Matzdorf schaffte es mit ihrer Bürgerinitiative innerhalb weniger Wochen 44 000 Unterschriften zusammen zu bekommen.

Doch dem Auf folgte das Ab. Die Bezirksregierung Arnsberg lehnte das Bürgerbegehren wegen formalrechtlicher Fehler ab.

Das Stadtbad wurde im August 1998 abgerissen. Neuer Hausherr war die Häusser Bau GmbH. Sie verpflichtete sich an gleicher Stelle eine "Stadtbadgalerie" zu errichten - mit Schwimmbad.

Ganz entspricht das nicht dem Ziel von Ruth Fricke-Matzdorf, denn das neue Bad ist nicht für Wettkämpfe geeignet. Von der Großzügigkeit des alten Bades ist nicht viel geblieben. "Für eine richtige Rollwende ist das Becken nicht tief genug", bemerkt sie.

Dabei hat sie sich selbstlos für das Stadtbad eingesetzt, denn Tochter Heli war dem lange entwachsen und sie selbst ging mit ihrer Frauenclique längst im Nordbad schwimmen. "Aber für die älteren Leute und für die Kinder ist es doch ganz wichtig, dass es im Zentrum ein Schwimmbad gibt", wird die rüstige Frau nicht müde zu beteuern.

Vom Deutschen Schwimmverband erhielt sie die Silberne Ehrennadel für ihre Verdienste um den Schwimmsport. Die hohe Auszeichnung bekam sie für ihren Kampf für das Schwimmbad in der Bochumer Innenstadt, aber auch für ihren unermüdlichen Einsatz für die jungen Schwimmerinnen und Schwimmer. Denn der galt neben Tochter Heli oft auch deren Sportkameradinnen und Sportkameraden.

Die Überzeugung für den Sport im Wasser kommt nicht von ungefähr: In Schöningen in Niedersachsen ist sie aufgewachsen mit einem aktiven Schwimmsportler als Vater. "Der ist mit mir schon vom drei Meter Turm gesprungen, als ich zwei Jahre alt war", erzählt sie. Die Leidenschaft ließ sie nicht los. Als Niedersachsenmeisterin gehörte sie 1946 zu den Mitbegründerinnen des 1. Schwimmverbandes Niedersachsen.

Ihre Tochter Heli Matzdorf war achtfache deutsche Meisterin. 1968 nahm sie an den Olympischen Spielen in Mexiko teil, war und ist in den Wettkampfbecken der Welt erfolgreich.

In der Begründung für die Verleihung des Ehrenringes 1999 heißt es: "Sie hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht für die Wiedereröffnung des Stadtbades zu kämpfen. In den Jahren seiner Schließung hat sie keine Gelegenheit ausgelassen, ihre Position im Rat, in den Ausschüssen und bei den im Rat vertretenen Parteien deutlich zu machen. Es zeichnet Frau Fricke-Matzdorf aus, dass sie sich vehement, über Jahre hinweg für ein öffentliches Anliegen einsetzte."

"Der Wille zum Erfolg muss da sein, dann kann man im Leben viel erreichen", bleibt das Lebensmotto von Ruth Fricke-Matzdorf. Sie selbst ist der beste Beweis dafür.