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Porträts zeitgenössischer Bochumer Frauen

Bettina Gantenberg

Vorsitzende DGB-Stadtverband

Porträts zeitgenössischer Bochumer Frauen

Bettina Gantenberg Gewerkschaftsarbeit als Lebenswerk

Bettina Gantenberg
Bettina Gantenberg (Quelle: Stefan Nölle)

Ohne Gewerkschaft geht es für sie nicht: Schon seit ihrer Ausbildung ist Bettina Gantenberg gewerkschaftlich aktiv – die Gewerkschaftsarbeit begleitet sie bis heute. Seit vielen Jahren sogar hauptberuflich und ehrenamtlich gleichzeitig. „Meine Erfahrung, meine theoretischen Kenntnisse und auch meine große Klappe, all das kann ich dort einbringen“, so Bettina Gantenberg schmunzelnd.

Das gewerkschaftliche Engagement wurde Bettina Gantenberg in die Wiege gelegt: Ihr Vater war der erste Betriebsratsvorsitzende bei Opel. Scheinbar wird das gewerkschaftliche Gen bei den Gantenbergs weitervererbt: Denn auch Bettina Gantenbergs Sohn ist gewerkschaftlich engagiert.

Angefangen hat es für die 59-Jährige während ihrer Lehre zur Bürogehilfin bei Opel, die sie nach ihrem Abitur gemacht hat. Für sie – als Kind einer Arbeiterfamilie – stand fest: erst eine Ausbildung, später ein Studium. Das war Anfang der 80er Jahre. Schon bald wurde die gebürtige Bochumerin zur Jugendvertreterin gewählt. Den Namen „Gantenberg“ kannten in diesem Kontext schon alle, durch ihren Vater. „Es war nicht selbstverständlich, dass jemand aus dem Verwaltungsbereich in so ein Amt gewählt wurde“, erinnert Bettina Gantenberg sich. „In der Zeit habe ich sehr viel gelernt.“ Der Grundstein war gelegt.

Obwohl sie ihre Ausbildung als Jahrgangsbeste abgeschlossen hatte, landete sie als junge Frau zunächst in der Produktion. „Auch in einem Weltkonzern wurden seinerzeit den gewerkschaftlich Aktiven Steine in den Weg gelegt“, sagt sie. Doch das sei Schnee von gestern.
Denn ihr Weg ging schnell weiter – zunächst zum Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), wo sie als Organisationssekretärin arbeitete. Das beinhaltete viel politische Arbeit. So lag es nahe, dass sie 1992 ein Studium der Sozialwissenschaft an der Ruhr-Uni Bochum anfing. Während des Studiums ging sie nach England, wo sie zusätzlich einen Master absolvierte – und ihr Sohn wurde geboren.

Nach einer kurzen Selbstständigkeit landete sie beruflich erneut bei Gewerkschaften: Erst hatte sie eine Vertretungsstelle bei der IG Metall. Anschließend stieg sie beim DGB-Bildungswerk NRW in Düsseldorf ein, wo sie Kontakt zu ver.di bekam, der großen Dienstleistungsgewerkschaft. Diese ist seit 2010 ihr berufliches Zuhause: Sie ist im Bezirk Mittleres Ruhrgebiet unter anderem für den Fachbereich Ver- und Entsorgung zuständig. Dass sich so der Kreis schließt und sie – wie schon bei Opel – in einem eher männerdominierten Bereich arbeitet, gefällt der Gewerkschaftssekretärin gut. „Es ist eine Branche mit einer klaren Sprache“, sagt sie.

Und eine klare Sprache ist genau ihrs. Im Beruf – und auch im Ehrenamt. Das ist – wie sollte es anders sein – auch in der Gewerkschaftsarbeit, nämlich im DGB. Schon in der zweiten Wahlperiode ist Bettina Gantenberg DGB-Vorsitzende in Bochum. Das ist ein sehr politisches Amt. Es geht zum Beispiel um Kampagnen wie „Denk dran, hier arbeitet ein Mensch“, eine Kampagne, mit der klar gemacht werden soll: Menschen sind keine Maschinen, sie haben Respekt verdient.

Respekt und Rücksicht zu nehmen, das seien früher große Werte der Leute im Ruhrgebiet gewesen. Davon habe man ein wenig verloren, bedauert sie. Und setzt sich weiter ein.

Erhalt der Demokratie, das ist ein Thema, dem sich Bettina Gantenberg schon lange verschrieben hat. Von der Politikverdrossenheit, die in den 80er Jahren ihren Lauf nahm, bis hin zu Querdenkenden während der Corona-Pandemie: Sie macht sich immer wieder stark für Partizipation, Teilhabe und gegen Rechts. Einige Menschen seien „einfach nur gegen etwas“. „Doch es gibt viele Möglichkeiten mitzumischen. Man muss nur den Hintern hochkriegen.“

So wie sie, die an vielen Stellen den Mund aufmacht. „Haltung zeigen“, das ist ihr Motto. Sei es gesellschafts- oder frauenpolitisch. Dass Frauen auch heute noch an die „gläserne Decke“ stoßen, dass es nur wenige Frauen in die Führungsebene großer Unternehmen schaffen und dass es auch Unterschiede in der Bezahlung bei Mann und Frau gibt – all das stößt ihr auf und treibt sie an, weiter dranzubleiben. „Es bleibt viel zu tun“, sagt sie, und es klingt sehr motiviert.

Bleibt bei all dem Einsatz denn noch Freizeit? Bettina Gantenberg nickt und erzählt von ihrem Wohnwagen, der seit der Pandemie einen festen Platz im Niederrhein hat. In der Natur kann sie abschalten. Und Kultur hat einen festen Platz in ihrem Leben. „Ich habe während Corona gelernt, nichts mehr aufzuschieben“, sagt sie. Wenn sie in ein Konzert gehen möchte, dann gönnt sie sich das. „Denn wer weiß, was morgen ist.“

Andrea Behnke