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Porträts zeitgenössischer Bochumer Frauen

Andrea Schröder

Porträts zeitgenössischer Bochumer Frauen

geboren am 4. Mai 1965
Journalistin

Andrea Schröder
Andrea Schröder (Quelle: Stadt Bochum)

Eigentlich hätte sie auf der Kanzel landen sollen, denn Andrea Schröder hat nach dem Abitur am Ernst-Barlach-Gymnasium in Castrop-Rauxel an der Bochumer Ruhr-Universität mit dem Studium der evangelischen Theologie begonnen – einer ihrer Professoren war damals in den 1980er Jahren der in Bochum bekannte und geschätzte Theologe und Sozialethiker Prof. Dr. Günter Brakelmann. Doch wie heißt es in der Bibel so schön: „Die Wege des Herrn sind unergründlich“. Statt im Talar zu predigen, landete sie 1990 beim Stadtspiegel Bochum hinter einer damals noch mechanischen Schreibmaschine und fabulierte Texte. „Das war in einer Phase, in der ich mein Studium zwar überaus spannend fand, aber so meine Probleme mit der Amtskirche hatte und ich mir nicht wirklich vorstellen konnte, dort zu arbeiten.“

Ein Freund ihrer Eltern, der als Objektleiter beim Anzeigenblatt in Lünen tätig war, ermunterte sie, sich für eine redaktionelle Mitarbeit im Verlag zu bewerben. Gesagt, getan.
Vier Wochen nach dem Bewerbungsschreiben kam das Angebot, es beim Stadtspiegel Bochum als freie Mitarbeiterin zu versuchen – kurze Zeit später wurde aus der freien Mitarbeit ein Vollzeitjob. Geholfen hatten der damals 24-Jährigen insbesondere ihre Leidenschaft und Fachkenntnis für den Sport. Als ehemalige Handballerin waren es vor allem die Teamsportarten, die sie interessierten. Doch weil beim Stadtspiegel der „journalistische Zehnkampf“ gefragt war, tauchte sie in alle lokalen Themen ein und war schnell auch in der Lokalpolitik, der Kultur und in den sozialen Themen zu Hause. Als Mentorin stand ihr Redaktionsleiterin Ursula Balt zur Seite. Die gestandene Tageszeitungsredakteurin, die 1986 von den Ruhr Nachrichten zum Stadtspiegel gewechselt war, leistete Pionierarbeit im Anzeigenblattbereich.

Die Anzeigenblätter waren 1990 noch ein recht junges – und zunächst belächeltes – Printmedium: eine Zeitung, die zweimal in der Woche – mittwochs und samstags – kostenlos in alle Haushalte kam und sich rein aus dem Anzeigenverkauf finanzierte, das war ein neues Konzept. Ruhr Nachrichten und die WAZ-Mediengruppe (heute Funke) hatten sich Ende der 1970er Jahre dazu entschlossen, ein gemeinsames Anzeigenblatt-Unternehmen zu gründen. In Bochum startete man 1980 mit der ersten Ausgabe, bei der der Fokus zunächst auf den Anzeigen und weniger auf den redaktionellen Texten lag. Erst mit Ursula Balt änderte sich die Ausrichtung, mit der auch der journalistische Anspruch und die inhaltliche Qualität wuchs. Der Stadtspiegel Bochum entwickelte sich vom „Treppenblättchen“ zu einem ernst zu nehmenden Sprachrohr in Bochum.

Andrea Schröder leistete ihren Beitrag dazu und kann sich noch gut an ein Erlebnis aus ihren Anfängen erinnern: „Ich war erst wenige Woche in der Redaktion, als ich meine erste „Dienstreise“ antreten durfte: mit der Bochumer CDU zur politischen Informationsfahrt nach Berlin.“ Dort begegnete sie erstmals Norbert Lammert, damals Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft in der Regierung von Helmut Kohl. „Kurz nach dem Mauerfall war die viertägige Reise mehr als beeindruckend und für mich persönlich zudem sehr emotional, denn ein Teil meiner Familie war durch den Mauerbau getrennt worden. Meine Großeltern waren Landwirte in der DDR und flohen 1953 – also lange vor dem Mauerbau – in den Westen und fassten im Ruhrgebiet wieder Fuß. Den Rest ihrer Familie sahen sie erst über 20 Jahre später wieder, nachdem das Einreisen für Bundesbürger nach Westberlin mit einem Visum wieder möglich war.“

Die Reise verfestigte ihren Entschluss, sich im Journalismus weiterzuentwickeln. Themen zu recherchieren – damals noch ohne Google, Computer und Smartphone – neugierig zu sein, mit Menschen in Kontakt zu treten, hinter die Kulissen zu blicken und darüber zu schreiben – diese Leidenschaft hat sie sich bis heute erhalten. Mit den Jahren in Bochum reifte Andrea Schröder zu einer gestandenen Journalistin, die als Freiberuflerin auch an anderen Stellen Spuren hinterließ: So kam sie 1991 als erste Frau in die Sportredaktion der Bochumer Ruhrnachrichten und durfte dort unter Sportchef Uli Kienel ihre Fachkompetenz im Handball und Basketball unter Beweis stellen. Und sie erlebte mit den Aufstiegen der Basketballerinnen des VfL Blue Basket Bochum sowie der Handballerinnen des SV Teutonia Riemke in die erste Bundesliga die goldenen Zeiten der beiden Frauenteams.

Beim Stadtsportbund Bochum zeichnete sie sich 15 Jahre lang für die „Sportschau Bochum“ verantwortlich – ein Sportjahrbuch, das nach einer Idee der SSB-Vorsitzenden Gaby Schäfer entstanden war, und auf rund 200 Seiten alljährlich einen Rückblick auf das Geschehen des Bochumer Sports wirft.

Dem Anzeigenblatt blieb sie parallel stets treu, erweiterte ihr Spektrum durch Stationen in Düsseldorf und Dortmund, um dann mit jeder Menge Erfahrung im Gepäck 2010 wieder nach Bochum zum Stadtspiegel zurückzukehren. 2014 folgte sie Ernst-Ulrich Roth als Redaktionsleiterin, stellte das Blatt noch einmal neu auf und zeigte 2017 klare Haltung und klare Kante: Als der Verlag auf der Titelseite des Stadtspiegels zur Bundestagswahl AfD-Werbung schaltete, positionierte sie sich deutlich und stellte sich öffentlich gegen diese Entscheidung, was ihr viel Respekt einbrachte. Das Ausscheiden aus dem Verlag war die für sie logische Konsequenz.

Nach einer längeren Auszeit ist sie in wieder in Bochum als Lokaljournalistin tätig: beim Familienmagazin Revierkind sowie im Ruhrtalverlag, in dem sie gemeinsam mit Verleger Björn Pinno und einem stetig wachsenden Team neben zwei Wittener und einem Wetteraner Magazin auch drei Anzeigenblattmagazine in Bochum betreut: halloboNORD, halloboOST und halloWAT.

(Quelle: Andrea Schröder)