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Aktuelles zur Bochum Strategie

Mit Speed-Dating zur Pflegefachkraft

Meike Emmerich (links) von der Agentur für Arbeit Bochum und Vanessa Gaffron vom städtischen Sozialamt haben das Speed-Dating initiiert. (Quelle: Stadt Bochum)

Aktuelles zur Bochum Strategie

Es gibt Berufe, ohne die geht es einfach nicht. Sie sind – das Wort haben alle spätestens in der Corona-Pandemie gelernt – absolut systemrelevant. Aus dem Gesundheitswesen zählen etwa Ärztinnen und Ärzte, Apothekerinnen und Apotheker, Therapeutinnen und Therapeuten dazu – und insbesondere Pflegekräfte. In Krankenhäusern, in Pflege- und Senioreneinrichtungen oder in der ambulanten Pflege wird Pflegepersonal dringend gebraucht. Deshalb hat die Stadt Bochum das Projekt „Nachwuchskräftesicherung in der Pflege“ auf die Agenda der Bochum Strategie gesetzt.

„Unser Ziel ist es, Pflegefachkräfte zu finden, zu fördern und langfristig im Beruf zu halten. Dazu haben wir uns im September 2021 mit kompetenten Partnerinnen und Partnern aus den Wohlfahrtsverbänden, Unternehmen der Gesundheits- und Pflegewirtschaft, der Agentur für Arbeit Bochum und Lehr- und Ausbildungseinrichtungen zusammengetan und gemeinsam das Bündnis ‚Bochum bewegt Pflege‘ gegründet“, erklärt Vanessa Gaffron von der Stabsstelle „Leben im Alter“ der Stadt Bochum, die das Projekt „Nachwuchskräftesicherung in der Pflege“ leitet. Sozialdezernentin Britta Anger weiß ebenfalls, dass der Pflegeberuf künftig noch an Bedeutung gewinnen wird: „Die Gesellschaft wird immer älter. Es ist daher wichtig, junge Leute für die Pflege zu begeistern und gleichzeitig die Arbeitsbedingungen weiter zu verbessern. Mit dem Bündnis ‚Bochum bewegt Pflege‘ stellen wir uns diesen Aufgaben.“

Unser Ziel ist es, Pflegefachkräfte zu finden, zu fördern und langfristig im Beruf zu halten.

(Projektleitung Vanessa Gaffron)

Auf vielen Wegen spricht das Bündnis Nachwuchskräfte an; besucht Schulen und im Frühjahr kommenden Jahres auch eine Recruiting-Messe. Die neueste Aktion: ein Speed-Dating, das potenzielle Auszubildende mit Pflegeeinrichtungen und Pflegeschulen zusammenbringt. Am Montag, 22. August, fand die Mini-Jobbörse zum ersten Mal bei der Agentur für Arbeit Bochum statt. Dort informierten acht Pflegeeinrichtungen und -schulen als Bündnismitglieder über die Vorteile der Pflegeausbildung.

„Wer noch einen Ausbildungsplatz sucht, kann beim Speed-Dating mehrere Optionen direkt miteinander vergleichen und mit großer Wahrscheinlichkeit kurzfristig fündig werden – ebenso wie die Pflegeeinrichtungen, die dringend Nachwuchs suchen. Eine Win-win-Situation!“, sagt Meike Emmerich von der Arbeitsagentur, die das Speed-Dating federführend organisiert hat. Angesprochen waren nicht nur junge Schulabgängerinnen und Schulabgänger, sondern auch ältere Interessierte – Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger genauso wie Menschen mit Vorerfahrungen im Pflegeberuf.

Beim Speed-Dating konnten sich Interessierte über Ausbildungsmöglichkeiten in der Pflege beraten lassen. (Quelle: Stadt Bochum)

„Natürlich freuen wir uns über Bewerberinnen und Bewerber jedes Alters“, bestätigt Martin Bradtke, Leiter des Martin-Luther-Hauses, einer Senioreneinrichtung der Diakonie Ruhr. „Heute haben wir mit einer Frau Mitte 50 gesprochen, die schon jahrelang in der Pflege gejobbt hat. Nun denkt sie darüber nach, nachträglich noch die Ausbildung zu machen, weil sie als qualifizierte Fachkraft mehr Verantwortung übernehmen kann. Für uns wäre ihre Berufserfahrung natürlich ein echter Vorteil!“ Genauso willkommen sind aber auch Azubis ohne Erfahrung in der Pflege. Bevor die Ausbildung losgeht, machen die meisten Bewerberinnen und Bewerber sowieso erst einmal ein Praktikum. So finden beide Seiten heraus, ob es passt – oder welche Voraussetzungen vielleicht fehlen. Hapert es etwa an Deutschkenntnissen, bietet die Pflegeschule von „maxQ.“ eine Sprachförderung an. „Die kostenlosen Deutschkurse sind freiwillig und stehen grundsätzlich allen Azubis offen, die ihr Deutsch verbessern wollen“, sagt Natalia Bierkämper, die die „maxQ.“-Pflegeschule in Bochum leitet. Das verringert die Einstiegshürden und soll allen eine Karriere im Pflegebereich ermöglichen.

Als Mitglieder des Bündnisses „Bochum bewegt Pflege“ informierten das Deutsche Rote Kreuz, die Familien- und Krankenpflege Bochum, das Katholische Klinikum Bochum, die Pflegeschule „maxQ.“, das Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum und der Evangelische Ausbildungsverbund Ruhrgebiet – ein Zusammenschluss der Diakonie Ruhr, der Augusta Akademie und der Evangelische Krankenhausgemeinschaft Herne | Castrop-Rauxel – über ihre Ausbildungsmöglichkeiten.

    

Martin Bradtke von der Diakonie Ruhr weiß, was er an seiner Arbeit im Pflegebereich schätzt: „Es ist eine absolut sinnstiftende Tätigkeit! Man bekommt viel zurück von den Menschen, die man betreut.“ Wer sich für die Ausbildung in der Pflege entscheidet, hat außerdem sehr gute Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt und viele verschiedene Einsatz- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Festangestellt in einer Klinik oder lieber selbstständig in der ambulanten Pflege? Arbeiten mit älteren Menschen oder mit Kindern und Jugendlichen? Die in der Pflege Ausgebildeten sind nicht festgelegt. Das hat beim Speed-Dating einige überzeugt.

„Wir haben heute nach dem Speed-Dating ein paar Menschen getroffen, die uns erzählt haben, dass sie die Zusage für ihren Wunsch-Ausbildungsplatz bekommen haben“, freut sich Vanessa Gaffron. Für alle anderen hat sich der Besuch aber ebenso gelohnt. Sie haben einen ersten Kontakt zu den ausbildenden Einrichtungen hergestellt und wenn beidseitiges Interesse besteht, kommt es in den nächsten Wochen zu einem ausführlichen Bewerbungsgespräch. „Wir waren überrascht von der Resonanz und der Qualität der Bewerberinnen und Bewerber, die wir heute beim Speed-Dating kennengelernt haben“, resümiert Tim Bolle, Personalreferent bei der Familien- und Krankenpflege Bochum. Mit dieser Einschätzung ist er nicht allein. Projektleiterin Vanessa Gaffron, Organisatorin Meike Emmerich und alle anderen am Speed-Dating beteiligten Mitglieder des Bündnisses „Bochum bewegt Pflege“ ziehen ebenfalls eine positive Bilanz und wollen eine ähnliche Veranstaltung im kommenden Jahr wiederholen. Für die nähere Zukunft sind darüber hinaus Pop-up-Aktionen an zentralen Orten Bochums geplant, um auf die Nachwuchssuche in der Pflege aufmerksam zu machen.

Die generalistische Ausbildung zur Pflegefachkraft vereint seit 2020 die vorher spezialisierten Ausbildungen in der Gesundheits- und Krankenpflege, der Kinderkrankenpflege und der Altenpflege. Die Ausbildung dauert drei Jahre und ist die viertbestbezahlte Ausbildung in Deutschland. Eine Alternative, um schneller in den Pflegeberuf zu starten, ist die einjährige Ausbildung zur Pflegefachassistenz. Unter bestimmten Vorrausetzungen gibt es für Personen, die sich für eine Aus- oder Weiterbildung entscheiden, finanzielle Unterstützung von der Agentur für Arbeit – entweder über die Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) oder mit der Förderung nach dem Qualifizierungschancengesetz (QCG).