9. Januar 2024
Bochum bewegt Pflege
Aktuelles zur Bochum Strategie
Es gibt Berufe, ohne die geht es einfach nicht. Sie sind – das Wort haben alle spätestens in der Corona-Pandemie gelernt –systemrelevant. Die Pflegerinnen und Pfleger gehören dazu. Doch gerade hier fehlt der Nachwuchs. Allein für Bochum wird für das Jahr 2030 ein Mangel von etwa 900 Stellen in der Pflege prognostiziert. Gemeinsam mit Kooperationspartnerinnen und -partnern möchte die Stadt Bochum dem rechtzeitig entgegenwirken.
„Die Menschen in der Pflege brennen für ihren Beruf!“, erzählt Vanessa Gaffron. Sie ist Projektleiterin des Bochum Strategie-Projekts „Nachwuchskräftesicherung in der Pflege“, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Pflegelandschaft in Bochum zu verbessern. „Die Pflege bietet so eine große Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten. Viele wissen gar nicht, in welchen Bereichen die Pflegekräfte gebraucht werden. Wir möchten das Thema in die Öffentlichkeit bringen und auch das Image der Pflegebranche verbessern.“
Dafür hat die Stadt Bochum 2021 mit 16 Partnerinnen und -partnern das Bündnis „Bochum bewegt Pflege“ als erste Säule gegründet. Inzwischen sind es 25, darunter die Hochschule für Gesundheit Bochum und die Agentur für Arbeit. Gemeinsam mit den Pflegekräften und Pflegefirmen in Bochum möchte das Bündnis die Voraussetzungen schaffen, Fachkräfte zu finden, zu fördern und langfristig im Beruf zu halten. Verschiedene Arbeitskreise im Bündnis arbeiten an Strategien, um unter anderem die Arbeitsbedingungen in Pflegeeinrichtungen in Bochum zu verbessern – darunter fällt auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Auch die Unterstützung des Quereinstiegs von älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ist ein Punkt auf der Agenda des Bündnisses.
„Gerade Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger haben oftmals aufgrund persönlicher Erfahrungen im Bereich Pflege den Wunsch, die Branche zu wechseln. Ihnen wollen wir durch unsere Arbeit im Bündnis die Möglichkeit geben, schnell in der Branche Kontakt zu knüpfen“, verrät Vanessa Gaffron. Die jeweiligen Bündnispartnerinnen und -partner profitieren ebenfalls vom Austausch untereinander und der Expertise aus verschiedenen Einrichtungen.
Mit Blick auf die unterschiedlichen Ausbildungsmöglichkeiten in der Pflegebranche gibt es eigentlich für jede und jeden die Möglichkeit, Fuß zu fassen. Ob mit einer dreijährigen Ausbildung als Pflegefachkraft durch ein Pflegestudium oder eine Pflegeassistenzausbildung, die schließlich auf die Ausbildung zum Pflegefachpersonal vorbereitet. Auch die Einsatzbereiche sind sehr variabel. „Ob in der klassischen Altenpflege, im Krankenhaus, in psychiatrischen Kliniken, in der Kinderklinik oder bei ambulanten Pflegediensten: Die Pflege hat ein großes Einsatzspektrum“, erklärt Vanessa Gaffron.
Für Bochumer Schülerinnen und Schüler hat das Bündnis mit den „Care4future©“-Netzwerken, die durch die contec GmbH als Auftragnehmerin realisiert werden, eine weitere Säule errichtet. Das Ziel: über Pflegeberufe zu informieren und zu werben. Inzwischen gibt es vier Standorte in Bochum. Die Netzwerke kooperieren mit Schulen und zeigen in Form von AGs oder Wahlkursen auf, was lokal im Pflegebereich angeboten wird. Im ersten Praxislauf an Bochumer Schulen nahmen rund 100 Schülerinnen und Schüler teil. Ein Dutzend haben sich im Anschluss entschieden, einen Beruf in der Pflege wahrzunehmen. „Deswegen ist es so wichtig, dass wir mit den Netzwerken direkt in die Schulen und damit zu einer der potenziellen Zielgruppe gehen“, berichtet Vanessa Gaffron.
Wichtig sei vor allem immer der Erstkontakt zwischen potenzieller Pflegekraft und Arbeitgeber. Dieser wird durch die Netzwerke hergestellt, indem Schülerinnen und Schülern ermöglicht wird, niederschwellig einen Praktikumsplatz in Bochumer Krankenhäusern und Seniorenheimen sowie bei Pflegediensten zu erhalten. „Einige Einrichtungen haben dafür sogar ihr Mindestalter für ein Praktikum angepasst, was wir sehr schätzen“, verrät Meike Emmerich von der Agentur für Arbeit, die selbst auch Teil der Steuerungsgruppe des Bündnis ist.
Doch auch außerhalb der Schulen gibt es inzwischen erfolgreiche Aktionen, um auf Karrieremöglichkeiten in der Pflegebranche aufmerksam zu machen. Zum Beispiel ein berufliches Speed-Dating: Gemeinsam mit der Agentur für Arbeit trafen dort potenzielle Auszubildende mit Pflegeeinrichtungen und Pflegeschulen zusammen. Viele Einrichtungen, die im Bündnis aktiv sind, haben dadurch Kontakte geknüpft und sogar Ausbildungsverträge abgeschlossen. Doch auch auf Messen, wie beispielsweise die jährlich stattfindende Berufsinformationsmesse in Bochum (BIM) oder auf eigens veranstalteten Eltern-Schüler-Abenden stehen Azubis, Ausbilderinnen und Ausbilder Rede und Antwort. Am wichtigsten sind hierbei auch die angehenden Fachkräfte selbst, die interessierten Schülerinnen und Schülern auf Augenhöhe über ihren Weg in die Ausbildung berichten.
Projektleiterin Vanessa Gaffron freut sich immer wieder darüber, wenn sie auf Infoabenden oder Jobmessen sieht, mit wie viel Herzblut die Menschen in der Pflege ihrem Job nachgehen. „Es ist ja auch eine sinnstiftende Arbeit“, findet sie. „Im Grunde ist es ein Job für Menschen, die gerne mit Menschen arbeiten“, fügt Meike Emmerich hinzu.
Infoveranstaltung zum Einstieg in die Pflege:
Der nächste „Eltern-Schüler-Abend“ findet am 1. Februar um 17.30 Uhr im Alice-Salomon-Berufskolleg, Akademiestraße 46, statt. Am 5. Februar gibt es dort auf der Veranstaltung „Alice im Pflegeland 2024“ von 9 bis 13 Uhr alle Informationen zum Einstieg in die Pflegebranche, darunter Vorträge über Pflegeberufe, ein berufliches Speed-Dating und die Möglichkeit, seine Bewerbungsunterlagen einzureichen.
Die studierte Sozialwissenschaftlerin arbeitet seit März 2022 bei der Stadt Bochum in der Stabstelle „Leben im Alter“. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen setzt Sie sich dafür ein, die Stadt noch altersgerechter zu gestalten. Dazu begleitet Sie beispielsweise den Beirat „Leben im Alter“ und setzt sich für die Belange älterer Menschen ein. Seit Beginn ihrer Tätigkeit in der Stabstelle ist sie außerdem Projektleiterin des Bochum Strategie-Projektes „Nachwuchskräftesicherung in der Pflege“ und koordiniert dort u.a. Infoveranstaltungen für Schülerinnen und Schüler und ist Teil der Steuerungsgruppe.